12.10.2011 Rotenburger Kreiszeitung
Sottrum – AHAUSEN (sbo) · Sieben Künstlerinnen aus der Samtgemeinde, zwei Autos, holprige Straßen, defekte Bordelektronik, ein klemmender Tankdeckel und ein geborgter Schraubenzieher: Schon auf der Fahrt ins polnische Lubasz war die Stimmung bei den Kreativen ausgelassen. Die Vorfreude auf die Kulturtage in Sottrums Partnergemeinde war groß. Und die Erwartungen der Damen wurden weit übertroffen.
Als Barbara Brockmann, Tine Pockels, Helga Busch, Rieke Allermann, Dana Juraschek und Ragna Reusch-Klinkenberg – einzig Marlies Hübner-Klee ist an dem Tag verhindert – ihre sechstägige Reise Revue passieren lassen, geraten sie ins Schwärmen. Ihre Augen leuchten, ein Superlativ jagt das nächste. „Der Künstleraustausch war ein Erfolg – sowohl aus deutscher als auch aus polnischer Sicht“, freut sich Brockmann.
Großes Lob gelte Merek Jans und Mariusz Zandon, die die Veranstaltung zum fünften Mal privat mit Unterstützung von Sponsoren sowie der Gemeinde organisiert haben. „Man merkt, dass sie das mit viel Idealismus machen.“ Das Duo hätte ein reichhaltiges Programm zusammengestellt.
In einem zum Atelier umgestalteten Saal des Hotels „Meteor“ arbeiteten die Sottrumer Seite an Seite mit 15 polnischen Kollegen und zwei Teilnehmern aus Gardebusch (Mecklenburg-Vorpommern) – oft bis tief in die Nacht und vor allem mit Gesang. „Die Polen haben viel gesungen“, lacht Brockmann. „Das Singen war eine Brücke, etwas Verbindendes“, betont Reusch-Klinkenberg. „Eine Sprache“, fügt Allermann an. Denn ohne Jans als Dolmetscher und Wörterbuch war Improvisationstalent gefragt. So habe man neben dem Einsatz von Händen und Füßen im Singen eine weitere Ebene gefunden, um miteinander zu kommunizieren.
Auch in der eigenen Gruppe habe es wahnsinnig viel Spaß gemacht, so Reusch-Klinkenberg. Sieben unterschiedliche Charaktere unter einen Hut zu bekommen, sei sehr spannend gewesen. „Das fing schon auf der Hinfahrt an“, wirft Allermann lachend ein und erinnert an den defekten Tankdeckel wegen dem die Damen die halbe Innenverkleidung des Autos abmontieren mussten, um am Ende festzustellen, dass die Zentralverriegelung streikt.
Begeistert waren die Sottrumer ebenso vom Rahmenprogramm, das einen tiefen Einblick in die deutsch-polnische Geschichte und viele spannende Begegnungen bot. Dazu gehörten neben Ausflügen in die Region unter anderem Besuche mehrerer Friedhöfe sowie als Höhepunkt die Einweihung des jüdischen Friedhofes. Besonders wie die (jungen) Polen die Vergangenheit in die Gegenwart integrierten, hat Allermann tief beeindruckt. „Das ist gelebte Geschichte und stimmt mich zutiefst hoffnungsvoll“, betont Busch. Auch für Dana Juraschek, die wie der Rest der Gruppe künstlerisch wie emotional mit vielen erfüllenden Eindrücken im Gepäck nach Hause fuhr, seien der lebendige Umgang der Gastgeber mit ihrer Geschichte sowie die Begegnungen mit den Menschen bewegend und ergreifend gewesen. „Ich habe das Gefühl, einen ganz tiefen Einblick in Polen und die Lebenskultur bekommen zu haben“, bilanziert Pockels und fühlt sich „total bereichert“.